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Menschen, die auf den Gebieten der Wissenschaft und Technologie arbeiten, sind anders als alle anderen Menschen. Das kann für Nichttechniker, die mit ihnen zu tun haben, frustrierend sein. Das Geheimnis des Umganges mit solchen Menschen liegt darin, ihre Motivation zu Verstehen.

Ingenieur zu sein liegt heutzutage derart im Trend, dass jeder einer sein möchte. Viele Menschen geben sich als Ingenieure aus oder tun einfach so als seien sie einer und geniessen so die offensichtlichen Vorteile eines dadurch gesteigerten Sex-Appeals. Das Wort "Ingenieur" wird inflationär verwendet. Wenn es in Ihrem Leben jemanden gibt, der sich Ihrer Meinung nach als Ingenieur ausgibt, dann führen Sie folgenden Test durch, um die Wahrheit festzustellen.

Test zur Identifizierung von Ingenieuren

Sie betreten ein Zimmer und bemerken, dass ein Bild schief an der Wand hängt. Sie...


A. hängen es gerade.

B. ignorieren es.


C. kaufen ein CAD-System und verbringen das nächste halbe Jahr damit, einen solar betriebenen, sich selbst justierenden Bilderrahmen zu entwickeln und nutzen jede Gelegenheit, um lautstark zu verkünden, der Erfinder des Nagels sei ein Vollidiot gewesen.


Die korrekte Antwort lautet "C", doch kann auch jeder, der "Kommt darauf an " an den Rand schreibt oder einfach dem "Marketing" die Schuld an diesem Mist gibt, mit etwas geringerer Punktzahl belohnt werden. Unser Beitrag zum Verständnis der Ingenieure ist der Versuch, die edlen, vernünftigen Motive zu erhellen, die hinter ihrem für sogenannte normale Menschen seltsamen Verhalten stehen.


Gesellschaftliche Eignung

Zu sagen, Ingenieure seine nicht gesellschaftsfähig - wie das viele Leute tun - , ist wirklich völlig unterhalb der Gürtellinie. Ingenieure haben, was die soziale Interaktion anbelangt, einfach andere Ziele. "Normale" Menschen erwarten von sozialer Interaktion verschiede unrealistische Dinge:


· anregende und herausfordernde Gespräche
· wichtige gesellschaftliche Kontakte
· das Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen.


Diese Ziele sind irrational und stumpfsinnig. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Unterhaltungen zu Diskussionen über Parkplätze, das Wetter, die seit dem letzten Fitnesstraining vergangene Zeit und - Gott bewahre! - über "Gefühle" ausarten. Diese Themen kann man kaum als anregend und herausfordernd bezeichnen. Genauso wenig haben sie einen Nutzen.

Ingenieure haben zweitens erkannt, dass ihnen die Pflege persönlicher Kontakte für ihre Tätigkeit nichts bringt. Für sie zählt nicht, wen man kennt, sondern nur, wer weniger weiss als man selbst.


Es liegt auch kein sonderlich lohnender Wert darin, sich anderen Menschen "verbunden" zu fühlen. Das überlässt man besser den Dichtern und einem ausgeklügeltem Marketing. Für einen Ingenieur sind die meisten "normalen" Menschen intellektuell von mexikanischen Springbohnen, denen man ein Gesicht verpasst, nicht zu unterscheiden. Das Gefühl, mit Idioten auf Kohlenstoffbasis "verbunden" zu sein, entspricht in etwa dem Vergnügen, mit Handschellen an ein totes Zebra gefesselt zu sein - es klingt nach etwas Besonderem, aber man kann es schnell leid sein.

Im Unterschied zu "normalen" Menschen verfolgen Ingenieure bei der sozialen Interaktion rationale Ziele:


· das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen
· vermeiden, in etwas Unangenehmes hineingezogen zu werden
· geistige Überlegenheit und die Beherrschung aller Gesprächsthemen demonstrieren.



Dies sind vernünftige Ziele, die viel Freude bereiten können. Die soziale Eignung eines Ingenieurs muss auf der Grundlage dieser rationalen Zielsetzung bewertet werde, nicht auf der Basis bizarrer und unsinniger gesellschaftlicher Normen. In diesem Licht gesehen, denken wir, dass Ingenieure sehr wirkungsvoll sozial interagieren. Es sind die "normalen" Menschen, die als verrückt gelten müssen.

Faszination der Technik Für den Ingenieur kann jegliche Materie des Universums einer von zwei Kategorien zugeordnet werden: (1) Dinge, die repariert werden müssen und (2) Dinge, die repariert werden müssen, nachdem man ein paar Minuten lang damit gespielt hat. Ingenieure lösen gerne Probleme. Ist gerade kein Problem in Reichweite, schaffen sie sich eines. Normale Menschen können das nicht verstehen. Sie meinen, wenn etwas nicht kaputt sei, müsse es auch nicht repariert werden. Ingenieure sind dagegen überzeugt, dass Dinge, die nicht kaputt gehen, nicht genügend Ausstattungsmerkmale haben.

Kein Ingenieur kann eine Fernbedienung fürs Fernsehen in die Hand nehme, ohne gleich zu überlegen, mit wieviel Aufwand er sie in ein Narkosegewehr verwandeln könnte. Kein Ingenieur kann duschen, ohne zu überlegen, ob nicht eine Art von Teflonbeschichtung des Körpers das Duschen überflüssig machen würde. Für den Ingenieur ist die Welt eine Spielkiste voller mangelhafter und dürftig ausgestatteter Spielzeuge. Für die Gesellschaft ist dies ein Vorteil.

Wenn der Forscherdrang der Ingenieure nicht gewesen wäre, hätte die Menschheit das Rad nie zu Gesicht bekommen. Statt dessen hätte sie sich mit einem Trapez zufriedengeben müssen, weil irgend ein Neandertaler im Marketing jedermann von dessen grossartiger Bremskraft überzeugt hätte. Und auch das Feuer gäbe es nicht, weil irgend ein Höhlen-bewohner der mittleren Führungsebene gesagt hätte, dass die anderen Höhlenmenschen es längst verwenden würden, wenn das Feuer schon eine so tolle Sache sei.


Mode und äussere Erscheinung

Kleider sind für Ingenieure das Nebensächlichste der Welt, solange sie den klimatischen Anforderungen und solchen der Schicklichkeit genügen. Wenn keine Anhängsel erfrieren oder zusammenkleben und keine Geschlechtsteile oder Brustwarzen deutlich sichtbar durch die Gegend schaukeln, ist der Zweck der Kleidung mehr als erfüllt. Alles andere ist Verschwendung. Logisch betrachtet ist man selbst der einzige Mensch, der sich nicht sehen muss, die kurzen Momente vor dem Spiegel einmal ausgenommen. Ingenieure wissen, dass ihr Erscheinungsbild andere Menschen sowieso tierisch stört und sich eine Optimierung daher eh nicht lohnt.


Ein weiterer Vorteil: Unvorteilhaft Kleidung kann normale Menschen abschrecken, mit dem Ingenieur zu interagieren und über so nette Dinge wie ihre niedlichen Kinder zu sprechen.


Die Liebe zu "Raumschiff Enterprise"

Ingenieure haben eine Vorliebe für sämtliche Fernsehfolgen und Kinofilme von "Raumschiff Enterprise", was kaum verwundert, da die Ingenieure des Raumschiffes als Helden darge-stellt sind und sogar gelegentlich Sex mit Ausserirdischen haben. Jeder Ingenieur träumt davon, das Universum zu retten und Sex mit Ausserirdischen zu haben. Das ist sehr viel attraktiver als das wirkliche Leben des Ingenieurs, in dem er sich vor dem Universum ver-steckt und Sex ohne Beteiligung ausserirdischer Lebensformen hat. Solange sich die Ingenieure also von der Realität fernhalten, werden die Einschaltquoten für "Raumschiff Enterprise" weiter oben bleiben.

Rendezvous und gesellschaftliches

Leben Ingenieure tun sich mit Rendezvous schwer. Ein normaler Mensch wird verschiedene indirekte und zwielichtige Methoden zum Einsatz bringen, um sich wenigstens den Anschein von Attraktivität zu geben. Ingenieure sind dagegen unfähig, die äussere Erscheinung höher zu bewerten als das rein Funktionale.

Für die Gesellschaft ist es vermutlich vorteilhaft, dass Ingenieure das Funktionale höher bewerten als die Erscheinung. Man will schliesslich nicht, dass Ingenieure Atomkraftwerke bauen, die nur so aussehen, als hielten sie die Radioaktivität im Innern zurück. Man muss das global sehen. Doch für Rendezvous ist die Vorliebe für das Funktionale ein grosser Nachteil, denn hier geht es darum, solange etwas vorzutäuschen, bis die andere Person einen als den liebt, der man ist.


Ingenieure sind auch keine Freunde des Small talk, weil dabei keine nützlichen Informationen ausgetauscht werden. Es ist nützlicher, jedem Menschen, der lange genug stillhält, komplizierte technologische Problem zu erklären. Auf diese Weise bringt er wenigstens ein Minimum an sachlichen Informationen an den Mann, und die Begegnung war nicht umsonst. Leider ist es so, dass sich ein normaler Mensch lieber einen Haufen Tannenzapfen in die Nase stopfen liesse als einem Gespräch über Technologie zu lauschen. Das ist jedoch kein Grund aufzuhören, wertvolles Wissen an den Menschen zu vermitteln, den das alles nicht interessiert.

Manchmal versuchen normale Menschen mit Hilfe von Körpersprache der Begegnung mit einem Ingenieur ein Ende zu setzen. Ingenieure ignorieren die Körpersprache allerdings, weil sie auf keinen Fall mehr als eine unpräzise Wissenschaft ist. So ist es beispielsweise fast unmöglich, zwischen einem komatösen, erstarrten Blick und einem interessierten Gesichtsausdruck zu unterscheiden.

Zum Glück haben Ingenieure einen Trumpf im Ärmel: Sie gelten allgemein als erlesenes Heiratsmaterial. Sie sind intelligent, zuverlässig und ehrlich, haben eine Stelle und machen sich im Haus nützlich. Zwar wären viele normale Menschen lieber nicht mit einem Ingenieur befreundet, aber die meisten drängt es danach, sich mit ihnen zu paaren, um technisch begabte Kinder zu zeugen, die schon lange vor dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit hochbezahlte Jobs haben werden.


Ingenieure erreichen den Höhepunkt ihrer sexuellen Anziehungskraft später als andere Männer; sie sind von Mitte Dreissig bis Ende Vierzig unwiderstehliche erotische Dynamos. Hier nur einige Beispiele sexuell unwiderstehlicher Männer in technischen Berufen:

· Bill Gates
· MacGyver
· Und so weiter.

Ingenieurinnen werden mit der Volljährigkeit unwiderstehlich und bleiben das bis ungefähr dreissig Minuten nach ihrem klinischen Tod, an warmen Tagen etwas länger.


Ehrlich währt am längsten

Für die Menschen ist Ehrlichkeit eine graduelle Sache. Ingenieure sind immer ehrlich in technischen Angelegenheiten und bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Man hält Ingenieure deshalb am besten von Kunden, Romantikern und anderen Menschen fern, die mit der Wahrheit nicht umzugehen verstehen.


Ingenieure manipulieren die Wahrheit manchmal, um sich vor Arbeit zu drücken. Aber dank des Konzeptes der "allgemeinen Verbreitung" ist dieses Verhalten am neuzeitlichen Arbeitsplatz wirklich nicht als unehrlich zu bezeichnen.


Manchmal sagen Ingenieure Dinge, die wie Lügen klingen, jedoch technisch gesehen keine sind, da nicht damit zu rechnen ist, dass ihnen jemand glaubt. Hier die vollständige Liste solcher Lügen:

"Ich ändere nichts, ohne Sie vorher zu fragen."
"Ich gebe Ihnen das so schwer aufzutreibende Kabel morgen zurück."
"Ich brauche unbedingt neue Geräte, um meine Arbeit zu tun."
"Ich bin auf Ihren neuen Computer nicht eifersüchtig."


Sparsamkeit

Ingenieure sind ganz offenkundig sparsam, aber nicht aus schäbigem Geiz, sondern einfach deshalb, weil jede Konsumsituation lediglich ein Problem der Optimierung darstellt, für das die Frage gilt: "Wie entkomme ich dieser Situation und behalte dabei den grösstmöglichen Betrag an Bargeld zurück?"

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