Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Was macht eigentlich den Physiker aus?

Was macht eigentlich den Physiker aus?

Physiker im 1.Semester

Er geht in den Laden, kauft einen neuen evakuierten Glaskolben mit Wolframspirale zur Wandlung von elektrischer Energie in Strahlungsenergie im sichtbaren Bereich [ = Glühlampe (Anm. d. Red.)], schraubt die alte raus und macht beim Einschrauben der neuen Bekanntschaft mit der Elektrizitätslehre (*britzel*). Da sich dabei die Sicherung verabschiedet glaubt er, die Birne sei kaputt und geht eine neue kaufen. Diesmal geht das Wechseln schmerzfreier ( kein Saft ), aber die Birne funktioniert trotzdem nicht. Daher wird der Vorgang wiederholt, bis es keine Glühbirnen mehr zu kaufen gibt.


Physiker mit Vordiplom

Mittlerweile über die Gesetze der E-Lehre voll im Bilde, wird zuerst der Stecker gezogen und anschließend der Fehler analysiert. Die eingehende Analyse führt nach mehreren Stunden zu dem Ergebnis, dass die Stromversorgung unterbrochen ist ( Stecker gezogen ). Da das Problem erkannt ist und der Lösungsweg bekannt ist kümmert sich der Physiker nicht weiter darum, da das Prinzip ja klar ist.


Physiker mit Diplom

Endlich zum vollwertigen Akademiker gereift, geht man mit der ganzen Erfahrung des Studiums an die Lösung des Problems. Die neue Glühbirne G wird auf den Tisch gelegt und um die Lampe ein Metallschirm aufgestellt (Potentialwall). Da nach den Erkenntnissen der Quantentheorie die Wahrscheinlichkeit p, dass die Glühbirne G sich innerhalb der Fassung F befindet, ungleich Null (0) ist, muss man nur noch abwarten, bis die Glühbirne G ins Raumgebiet F` der Fassung F getunnelt ist. Da aufgrund der Heisenberg'schen Unschärferelation die Geschwindigkeit der Glühbirne G bekannt ist, ist der Ort der Glühbirne logischerweise als beliebig verschmiert zu betrachten. Nach einer ausreichenden Zeitdauer t kann davon ausgegangen werden, dass die Glühbirne G ins Raumgebiet F` getunnelt ist, die Zeitdauer t lässt sich um delta t verkürzen, wenn man mehrere Glühbirnen nimmt (man hat ja noch eine genügend große Menge N von Glühbirnen G aus dem 1. Semester).


Laut Schrödinger muss man die Lampe mit Metallschirm als geschlossenes System sehen in dem die Glühbirne G existieren und funktionieren kann oder auch nicht. Der eindeutige Nachweis kann nur durch Beobachtung im System erbracht werden. Das System wird aber, ebenfalls nach Schrödinger, durch die Beobachtung verändert. Daher verbietet sich dieser Eingriff. Außerdem bekommt der Physiker auch den Kopf nicht unter den Schirm und wenn doch, kann er nichts beobachten, weil es dort völlig finster ist. Da der Gegenbeweis nicht erbracht werden kann, geht der Physiker davon aus, dass die Glühbirne im Innern intakt ist. Das die Glühbirne immer noch auf den Tisch liegt, kann als Randeffekt vernachlässigt werden und ist im Dunkeln eh nicht zu sehen.


Promovierter Physiker

Er unterzieht das Problem zunächst einer genauen Analyse. Die Lösung ist klar, es finden keine Sprünge von Elektronen zu niedrigeren Schalen statt. D.h. die Emission muss , da sie nicht ausreichend spontan auftritt, stimuliert werden. Durch Bestrahlung der Birne mit einem gepulsten HeNe-Laser treten stimulierte Emissionen auf und die Glühbirne beginnt schwach zu glimmen. (Die restlichen Physiker und Studenten verneigen sich in Ehrfurcht vor der genialen Lösung.)


Habilitierter Physiker

Er will die Aufgabe an seine Assistenten übertragen, als er sich zufällig auf den Lichtschalter stützt und die Lampe von `alleine` angeht. Über dieses erstaunliche Phänomen verfasst er sodann eine Publikation, die in der Physikerwelt für Aufsehen sorgt.


Alle Personen und Handlungen dieser Geschichte sind nicht frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen (so wie die mit Strom umgehen ist das nur ne Frage der Zeit) sind beabsichtigt.

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